News

27. April 2023
Session 4: Multilokalität in der Praxis
Verschiedene Blickwinkel auf Multilokalität im ländlichen Raum erwarten uns im Rahmen der ersten Session am Freitag Vormittag. Thema sind Innovationen im ländlichen Raum, Multilokalität als Chance und die Steuerung von Ferienwohnsitzen.

Übersicht Session 4

Multilokale Lebensweisen haben unterschiedliche Auswirkungen auf den ländlichen Raum – sie können Chance und Herausforderung zugleich sein. In diesem Spannungsfeld bewegen wir uns am Freitag Vormittag (09:15-10:45 Uhr).

-> Weitere Informationen zum Symposium (Organisatorisches, Anmeldung und Programm) gibt es hier

Jakob Eder, Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft, Regionale Innovationssysteme: Eine kurze Geschichte von Innovation im Ländlichen Raum

Die Diskussion über den ländlichen Raum ist von klassischen Themen wie Abwanderung und Chancenlosigkeit dominiert. Auch Innovationen werden ganz automatisch in den Städten verortet, in ländlichen Regionen tut sich in dieser Hinsicht in der landläufigen Meinung nicht viel. Die Gründe, wieso wir Innovationen in ländlichen Regionen kaum wahrnehmen, sind vielfältig: Wir messen sie mit Patenten, wir sprechen über High-Tech-Branchen und wir sind den urbanen Innovationsprozess gewohnt, der von Offenheit und Diversität geprägt ist.

Dabei gibt es auch in ländlichen Räumen viele innovative Unternehmen und Menschen. Sie haben gelernt, mit den Einschränkungen umzugehen, aber auch Vorteile zu nutzen. Ziel des Impulsvortrages ist es, einige Vorurteile zu entkräften und Besonderheiten des Zusammenspiels von Innovation und ländlichen Raum herauszuarbeiten. Dabei ermöglicht es vor allem auch die Multilokalität und „temporäre Nähe“, Unternehmen und Menschen in diesen Regionen innovativ zu sein.

Sandra Schwarz, Regionalmanagement Oberösterreich und Inn-Salzach EUREGIO, und StadtLandler Netzwerk vom Verein kuli: Multilokalität als Chance für die Regionalentwicklung am Beispiel Innviertel

Das Regionalmanagement OÖ/Inn-Salzach EUREGIO beschäftigt sich bereits seit 2019 im Rahmen eins Agenda21-Impulsprojekt mit dem Lebensstil „Multilokalität“. Dabei ist der Zugang proaktiv. Multilokalität wird als Chance für die Regionalentwicklung verstanden. Im Fokus steht eine zunehmend wachsende Gruppe an multilokal lebenden Menschen, die ihre ganz individuelle Form der Landlust in ländlichen Gemeinden suchen. Sie sehen sich vielmehr als Bindeglied zwischen ihren Lebenswelten. Viele von ihnen wollen sich an all ihren Orten entsprechend ihrer Möglichkeiten mit ihrem Wissen, ihrem Netzwerk und ihren Fähigkeiten einbringen. Sie sollen sich nicht fremd, sondern wahrgenommen und wertgeschätzt fühlen. Denn vor allem dort, wo sie Zugehörigkeit erleben, werden sie Teil des alltäglichen Lebens und der Entwicklung vor Ort. Die proaktive Beteiligung multilokal lebender Menschen kann so als „Brain Gain“ auf Raten in einer Gemeinde und Region wirken.

Neben der intensiven Einbindung und Beteiligung multilokal lebender Menschen in die Regionalentwicklung ist im Rahmen des Projektes ein regionales Netzwerk für und mit Multilokalen – die „StadtLandler“ entstanden. Sie setzen sich intensiv mit den spezifischen Bedürfnissen ihres Lebensstils auseinander und zeigen die Formenvielfalt und das Potential ihres Lebensstils für den ländlichen Raum auf. Außerdem möchte das Netzwerk eine dauerhafte Andockstelle für „StadtLandler“ in der Region sein.

Arthur Kanonier, Technische Universität Wien, Forschungsbereich Bodenpolitik und Bodenmanagement: Steuerung von Freizeitwohnsitzen in Österreich

Die Steuerung von Freizeitwohnsitzen ist in der Raumplanung bereits seit Jahrzehnten ein zentrales Thema, wie auch eine bereits vor 35 Jahren im Auftrag der ÖROK verfasste Arbeit (Schriftenreihe Nr. 54) belegt. Das Thema rückte in den vergangenen Jahren mehr und mehr in den öffentlichen Diskurs, da dynamische Entwicklungen in der Nachfrage nach Freizeitwohnsitzen, insbesondere in touristisch geprägten Regionen zusätzlichen Handlungsbedarf aufzeigten. Die Instrumente zur Steuerung von Freizeitwohnsitzen sind in den Bundesländern unterschiedlich ausgeprägt. Herausforderungen für die örtliche und überörtliche Planung sind vor allem die engen rechtlichen Rahmenbedingungen und der hohe Ressourcenaufwand in der Kontrolle und Sanktionierung.

Auf Initiative des Landes Kärnten, unterstützt von weiteren ÖROK-Mitgliedern, erfolgte Anfang 2022 der Projektstart für die Ausarbeitung der ÖROK Schriftenreihe Nr. 214. Unter der fachlichen Leitung von Univ. Prof. DI. Dr. Arthur Kanonier und DI. Dr. Arthur Schindelegger (Technische Universität Wien) sowie DI Andreas Falch (FALCH Raumplanung Raumwirtschaft) wurde der inhaltliche Schwerpunkt auf die rechtlichen Rahmenbedingungen und Möglichkeiten für die Steuerung von Freizeitwohnsitzen in Österreich gelegt.