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21. April 2023
Session 3: Workshops zu aktuellen Fragestellungen rund um Multilokalität im ländlichen Raum
In drei verschiedenen Workshops denken wir am Donnerstag Nachmittag gemeinsam Fragen rund um Multilokalität im ländlichen Raum weiter.

Übersicht Session 3

Am Donnerstag Nachmittag (14.30-17 Uhr) kommen wir noch mehr in den Austausch. In drei parallel stattfindenden Workshops gibt es jeweils einen Impulsbeitrag der Workshop-Leitenden und danach interaktive Formate. In allen drei Workshops geht es um Multilokalität im ländlichen Raum – aus der Perspektive der digitalen Orte, mit dem Ziel der Aktivierung und Beteiligung sowie mit konkretem Fokus auf die Kulturhauptstadt-Region Salzkammergut. Gerne schon vorab überlegen, an welchem Workshop Interesse besteht – die Einteilung wird dann vor Ort vorgenommen.

-> Weitere Informationen zum Symposium (Organisatorisches, Anmeldung und Programm) gibt es hier

Felicitas Nadwornicek, neuland21 e.V.: Digitale Orte als Chance für Multilokalität in ländlichen Räumen – Good Practices kennenlernen und utopisch weiterdenken

Digitale Orte sind offene Orte, an denen digital gearbeitet, gewirtschaftet oder gelernt wird – und nebenbei durch innovative Angebote regionale Wertschöpfung erzielt wird. Dazu zählen Coworking Spaces, Gründungszentren, digitale Bildungsorte wie Makerspaces und Fab Labs sowie sogenannte Workation- und Retreat- und Kreativorte.

Wie können solche Orte in ländlichen Räumen multilokales Leben fördern und damit für Zuzug und Belebung für die jeweilige Region sorgen? Wie können sie durch ihre Innovationskraft zu wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Wandel ländlicher Regionen beitragen? Und welche Herausforderungen bringen sie mit sich? Aufbauend auf der Studie Digitale Orte in Brandenburg (2021) werden diese Fragen angerissen und einige digitale Orte in einem kurzen Input vorgestellt, an den sich eine Diskussionsrunde in Kleingruppen zu Chancen und Herausforderungen digitaler Orte im Kontext von Multilokalität anschließt. Wie können gelungene Konzepte auch auf andere Regionen übertragen werden? Welche regionsspezifischen Herausforderungen können dabei auftreten?

Im zweiten Teil des Workshops lassen wir die konkreten Beispiele im realen Raum hinter uns und wenden uns dem utopischen Denken zu. Wie könnten utopische digitale Orte aussehen, die multilokales Leben in seiner bestmöglichen Form in ländliche Orte integrieren? Dazu arbeiten wir nach einer kurzen Einstimmung ins utopische Denken spielerisch an neuen Perspektiven für multilokales Leben und Arbeiten in ländlichen Räumen.

Jakob Eder, Marlies Stohl, Magdalena Leovac, Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft, Regionale Innovationssysteme: Wie finden wir Multilokale im regionalen Heuhaufen? Das Spannungsfeld zwischen „Kontakte aufbauen“ und „Kontakte halten“

Die Teilnahme am Ortsleben und die aktive Gestaltung einer Region, ist nach wie vor stark von einem Hauptwohnsitz und der damit verbundenen stetigen Anwesenheit abhängig. Immer mehr Menschen leben allerdings multilokal und halten sich über das Jahr verteilt an mehreren Orten auf. Diese Personen sind zwar nicht immer unmittelbar verfügbar, bringen sich aber trotzdem oft aktiv ein und stellen eine Bereicherung dar.

In diesem Workshop gehen wir dem Begriff Multilokalität auf den Grund und finden heraus, nach wem wir eigentlich Ausschau halten, wenn wir von „den Multilokalen“ sprechen – und wie man sie findet und aktiviert. Ziel ist es, gemeinsam unter anderem folgende Fragen zu beantworten: Warum lohnt es sich, diese Kontakte zu halten oder neu zu knüpfen? Was braucht mein Ort, welche Bedürfnisse haben multilokal Lebende und wo ergeben sich Synergien und Potenziale? Welche Aktivierungsstrategien gibt es und welche eignet sich für den jeweiligen Kontext?

Christina Jaritsch, Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024, Ökologie, Landwirtschaft & Soziales, und Lukas Dierer, Raumplaner: Multilokal leben am Land: Belastung oder Bereicherung für die Kulturhauptstadt-Region Salzkammergut?

Zwei Impulse von Lukas Dierer und Christina Jaritsch, die unterschiedliche Perspektiven auf das Salzkammergut einbringen, leiten diesen Workshop ein. Der Workshopteil bewegt sich dann im Spannungsfeld zwischen Herausforderungen und Chancen rund um multilokale Lebensweisen im Salzkammergut und deren belastende und bereichernde Effekte auf die Kulturhauptstadtregion.

Zweitwohnsitze im Salzkammergut – Problematiken und Steuerungsmöglichkeiten

Als Impuls stellt Lukas Dierer zu Beginn des Workshops seine Diplomarbeit „Raumplanerischer Umgang mit Zweitwohnsitzen im oberösterreichischen Seengebiet Attersee und Traunsee – Problematik und Steuerungsmöglichkeiten“ vor. Der gebürtige Oberösterreicher mit jahrelangem Hauptwohnsitz in der Stadtgemeinde Gmunden ist mit den Begleiterscheinungen, die Zweitwohnsitze mit sich bringen, bestens vertraut und kennt die Stammtisch-Diskussionen. Der relativ hohe Anteil an Zweitwohnsitzen stellt nicht nur die Gemeinden rund um den Traunsee vor große Herausforderungen – die benachbarte Attersee-Region hat diesbezüglich mit noch größeren Problemen zu kämpfen. Die Diplomarbeit fokussiert auf formelle Instrumente und gesetzliche Rahmenbedingungen, um mit dem für Gemeinden emotional und finanziell (u. a. aufgrund des Finanzausgleichs) schwierigen Thema Zweitwohnsitze zu Ferienzwecken umzugehen.

Räume öffnen Köpfe öffnen Räume

Die Geschichte der Kulturhauptstädte Europas beginnt offiziell im Jahr 1984 in Athen. In dieser ersten Ära ging es um Stadtentwicklung und die Definition europäischer urbaner Zentren. In der weiteren Entwicklung haben sich die Prioritäten verschoben, bis schließlich im Jahr 2019 das Salzkammergut als erste ländlich-alpine Kulturhauptstadt-Region Europas mit einer Kleinstadt (Bad Ischl, ca. 14.000 Einwohner*innen) als Bannerstand für den Titel erwählt wurde.

Das Salzkammergut steht prototypisch für viele ländliche europäische Regionen, die zum Beispiel mit folgenden Problemen konfrontiert sind: Abwanderung und Braindrain, Fehlen von Bildungsangeboten und qualifizierten Arbeitsplätzen, schlecht ausgebauter öffentlicher Personennahverkehr und begrenzte Möglichkeiten der Mobilität, mangelnde Digitalisierung, teils unzeitgemäßer Umgang mit (Kultur-)Tourismus und Baukultur, Fragen der ökologischen Nachhaltigkeit, teils manifestierte patriarchale Strukturen, Umgang mit und Einfluss von Ritualen und sozialen Praxen.

All diese Faktoren wirken sich auf die (Ab-)Wanderungsentscheidungen der Menschen aus, zwischen hierbleiben und wegziehen gibt es aber auch Graubereiche, Zweitheimische und Zugezogene sehen die Region mit neuem Blick und bergen großes Potenzial.