Session 1: Multilokale Perspektiven aus Wissenschaft und Forschung

13. April 2023
Die erste Session am Donnerstag Vormittag (10-11.30 Uhr) steht ganz im Zeichen von Perspektiven aus Wissenschaft und Forschung auf multilokale Lebensweisen. Im Fokus stehen Gender, Mobilität und ein Blick auf Multilokalität in Finnland.

Session 1 Übersicht

Wir freuen uns, laufend Details zu den Programmpunkten und die Personen dahinter vorstellen zu dürfen. Den Anfang macht, chronologisch, die erste Session mit Perspektiven zu Multilokalität aus Wissenschaft und Forschung am Donnerstag Vormittag (10-11:30 Uhr).

-> Weitere Informationen zum Symposium (Organisatorisches, Anmeldung und Programm) gibt es hier

Tatjana Fischer, Institut für Raumplanung, Umweltplanung und Bodenordnung, Universität für Bodenkultur Wien: Über die Multilokalität von Frauen

Dieser Vortrag ist den konzeptuellen lebensphasen- und raumbezogenen Zusammenhängen, die die Multilokalität von Frauen bedingen (können), gewidmet und möchte dadurch die raum- und planungswissenschaftliche Diskussion über das Erfordernis sowie die Beeinflussbarkeit dieser Art der Lebensführung bereichern.

Johanna Lilius, Department of Architecture, Aalto University: Multi-Locality from a Finnish perspective

Der Vortrag wird auf Englisch und via Zoom gehalten.

My presentation will focus on multilocality from a Finnish perspective. Multilocality is a common term and a researched phenomenon in Finland as opposed to the other Nordic countries (Randall et al., 2022; Hiltunen & Rehunen, 2014; Rinne et al., 2014). The most common residential multilocality in Finland is between the city and the countryside (Strandell et al., 2020). In an international perspective Finland has particularly many secondary residencies. Almost every fifth Finn owns a second house and the most common housing type in many municipalities in Finland is a summer house without official residents (Hiltunen & Rehunen, 2014). Multilocality is also seen as an important strategy to combat the negative effects of depopulation and aging in rural areas – a common phenomenon in Finland. Remote workers in particular are identified as a potential group to spend more time in rural municipalities (Pitkänen et al., 2020). In my presentation I will talk on the one hand about the potential of multilocality as seen from the perspective of shrinking municipalities, and on the other hand about the lived experience of multilocality between the city and the countryside.

Claudia Hille, Fachhochschule Erfurt: Zwischen hier und dort – Mobilitätspraktiken berufsbedingt multilokal Wohnender

Der Vortrag beruht u. a. auf der Dissertation von Claudia Hille.

Eine empirische Betrachtung der Mobilitätspraktiken multilokal Wohnender ist bisher nur in Ansätzen vorhanden. Die empirische Mobilitätsforschung konzentriert sich in der Betrachtung von Alltagsmobilität bisher vorrangig auf die Mobilität am Hauptwohnsitz. Aufenthalte fernab des Hauptwohnsitzes werden in der Regel als Reisemobilität und nicht als Alltagsmobilität gewertet. Mit Blick auf multilokale Akteure aber greift die Untersuchung des Verkehrshandelns am Hauptwohnsitz zu kurz, da ein wesentlicher Teil der Wege fernab davon zurückgelegt wird. Hinzu kommt, dass dem „Transitraum“ zwischen den Orten des multilokalen Arrangements eine besondere Bedeutung zuteilwird. Es ist davon auszugehen, dass für die Bewältigung der Wege zwischen den „Behausungen“ der multilokal Wohnenden Strategien entwickelt werden. Der Eintritt in die Multilokalität führt zur Entwicklung neuer Raum-Zeit-Muster, so dass neue Alltagspraktiken erprobt werden müssen.

Im Fokus des Beitrags stehen eben jene Strategien und Praktiken zur Bewältigung des „Unterwegsseins“. Dazu werden zunächst theoretisch-konzeptionelle Überlegungen zum Verkehrshandeln multilokal wohnender Akteure präsentiert. Im Mittelpunkt steht dabei die Betrachtung des raumbezogenen Handlungsvermögens Multilokaler, welches sich u.a. über den Zugang zu „Mobilitätswerkzeugen“ sowie über „Mobilitätskompetenzen“, die für die Bewältigung der multilokalen Lebensführung notwendig sind, definieren lässt. Auf Basis der Ergebnisse einer qualitativen Studie mit multilokal Wohnenden (N=26) werden mögliche Prämissen, unter denen Multilokale ihre Mobilitätsentscheidungen treffen, identifiziert und Rückschlüsse auf die Auswirkungen, die multilokale Wohnarrangements auf das Verkehrshandeln hat, gezogen.